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„Warum sind andere, die wir für Schwellenländer halten, so viel weiter?“, fragt Prof. Dr. Andreas Knie, Geschäftsführer des INNOZ Berlin und e-mobility-Manager.

Berlin, 08.11.2011

INFRANEU – Neue Energie für Berlin?

Mangelnde Chancenverwertung werfen zahlreiche Institutionen der „Green Economy“ dem künftigen Berliner Senat aus SPD und CDU vor. Die Energiewende sei „in den Koalitionsverhandlungen kein ernsthaft besprochenes Thema“, so Dr. Lothar de Maizière. Der ehemalige letzte Ministerpräsident der DDR ist Vorsitzender des Hauptverbandes INFRANEU für den Ausbau von Infrastrukturen und Nachhaltigkeit.

Freilich gebe es in der Koalitionsvereinbarung bislang einige interessante Ansatzpunkte, ergänzt Prof. Dr. Dieter Flämig. Der geschäftsführende INFRANEU-Vorstand lobt beispielsweise die nachhaltige Nutzung des bald zu schließenden Flughafens Tegel. Berlin habe aber noch keine wesentliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreicht, so Flämig. Die vergleichsweise geringen Emissionen der Bundeshauptstadt seien nur auf das fast vollständige Fehlen von Industrie zurückzuführen. Durch eine „Grüne Revolution“ könne Berlin „vorbildlich für die ganze Welt“ werden.

Gerade im Verbund mit Brandenburg sieht Prof. Dr. Kai Strunz großes Potenzial. Die CO2-Senke Berlin und die enorme Energieerzeugerlandschaft im Umland ergänzten sich. Besondere Vorteile für die Energiewende könne Berlin auch aus seiner geballten Forschungskompetenz und dem Hauptstadtbonus ziehen. Man dürfe sich jedoch nicht nur auf das Thema Elektrizität beschränken, so Strunz, Thermospeicher oder e-mobility müssten einbezogen werden.

Die Vertreter der Green Economy attestieren Berlin sogar ein großes Potenzial bei der bisher kaum genutzten Erdwärme. „Berlin kann Hauptstadt der Nachhaltigkeit in Deutschland werden“, so Lothar de Maizière, dies eröffne Exportchancen: „China erwartet von Deutschland einen unglaublichen Technologieschub“. Als Modellregion betrachtet auch Dieter Flämig Berlin. Analog zum Hauptstadtgesetz fordert er ein „Klimaschutzentbürokratisierungsgesetz“. Sicherlich könne ein einzelnes Land im deutschen Föderalismus nicht viel bewegen. Aber der Bund werde innovative Konzepte des Landes sicher unterstützen, es müsse „eben Druck ausgeübt“ werden.

Neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen fordern die Vertreter der Berliner Green Economy ein intelligentes Stromnetz und Speichersystem, eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge, ein dynamisches Umweltkataster, Gebäudesanierung, flächendeckendes Smart-Metering und weitere Instrumente für integriertes Energiesparen. Bis 2030 müssten mindestens 1.500 Megawatt der Versorgung Berlins aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Die Kosten des Programms beziffern sie auf 10 bis 15 Milliarden Euro, die über eine Mischfinanzierung aufzubringen seien. (kö)

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