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In der IT-Strategie wird auch der Begriff „Heimatschutz“ reaktiviert. Dieser könne jedoch nur im Rahmen eines gesamtstaatlichen Ansatzes gewährleistet werden. Foto: PIZ SKB/Ströter

Berlin, 20.06.2012

5-Jahresplan konkret:
IT-Strategie der Bundeswehr

Vorrangig zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit hat das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) seine IT-Strategie angepasst. Sie wurde am 16.03.2012 erlassen und nicht veröffentlicht. Deutliche Kritik wird am Ist-Zustand geübt. Fähigkeitslücken, IT-Fachkräftemangel und eine durchwachsene Bilanz des ÖPP-Projekts HERKULES werden genannt. In Konkurrenz zur Wirtschaft bestehe ein deutlicher Nachholbedarf bei einem zeitgemäßen IT-Umfeld für Bundeswehrangehörige. Die IT-Strategie umfasst fünf Jahre, ergänzt durch einen Ausblick auf die anschließenden drei.

Dabei spielen die finanziellen Rahmenbedingungen eine besondere Rolle. Im 45. Finanzplan der Bundesregierung ist vorgesehen, die IT-Ausgaben bis 2015 konstant zu halten. Allerdings sieht das BMVg IT als Voraussetzung und Schlüsseltechnologie für die Befähigung zur Vernetzten Operationsführung (NetOpFü).

Handlungsbedarf
Handlungsbedarf wird bei diversen Insellösungen und Altsystemen gesehen, die derzeit noch im Einsatz seien. Bislang habe man Fähigkeitslücken über das Verfahren des einsatzbedingten Sofortbedarfs gedeckt. Insbesondere bei multinationalen Einsätzen sei der Datenaustausch zwischen operativer und taktischer Ebene aber erschwert. Auch die Einführung von SASPF (Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien) habe sich komplexer als ursprünglich angenommen gestaltet. Der Finanzrahmen lasse eine vollständige Realisierung jedoch nicht zu.

Im Bereich der Cyber-Sicherheit könne der Bedrohung mit der bisher primär auf Organisationsbereiche bezogenen Sicherheitsorganisation nicht mehr angemessen begegnet werden. In hohem Maße gefährlich seien auch nicht ausreichend sensibilisierte IT-Nutzer. Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels müssten nach Ansicht des BMVg die derzeitigen Personalentwicklungsmodelle überprüft werden. IT müsse aber vor allem nutzergerecht sein, d.h. mit den eben verfügbaren IT-Fachkräften beherrschbar sein, ggf. unter Einbeziehung der gewerblichen Wirtschaft.

Für das noch bis 2016 laufende Großprojekt HERKULES wird bereits nach einer Folgelösung gesucht. Wesentliche Teile der IT im Inland werden dabei seit 2006 in einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft modernisiert. Kritisch merkt das BMVg an, dass dadurch der praktische Erfahrungsgewinn für die Führungsunterstützungskräfte selbst leide, obwohl solche Erfahrungen im Einsatz benötigt würden.

Maßnahmen
Aus den derzeitigen Schwächen wird ein umfangreiches Maßnahmenpaket abgeleitet. Beispielsweise sollen:

• bis Ende 2012 ein IT-Service-Katalog erarbeitet werden
• langfristig auf die neue Internet Protokoll Version 6 (IPv6) umgestellt werden
• die System- und Produktvielfalt durch wenige Produktfamilien unter Abstützung auf Standardprodukte minimiert werden
• der Zugang zu IT und zeitgemäßen Medien auch im Einsatz ermöglicht werden. Dies schließt u.a. soziale Netzwerke, You Tube oder WikiBw ein
• Der langfristige und ausreichende Zugang zum Funkfrequenzspektrum für militärische Nutzungen gesichert werden
• ein prozessorientiertes Risikomanagement auch in der Ausbildung eingeführt werden
• mittel- bis langfristig ein einheitliches Identitäts- und Benutzermanagement für alle auf die Bundeswehr-IT zugreifenden Personen und Prozesse realisiert werden
• bis Ende Juni 2013 die gesamte bisherige IT bewertet werden, ob sie migrations- bzw. anpassungsfähig ist oder abgesteuert wird
• unter Berücksichtigung der nationalen Sicherheit grundsätzlich marktverfügbare Produkte genutzt werden
• Beschaffungszeiten von über 36 Monaten grundsätzlich ausgeschlossen werden
• „Green IT“ eine wichtige Rolle beigemessen werden
• der steigende Ressourcenbedarf für das CERTBw bis bis Ende 2012 analysiert werden
• möglichst lange Stehzeiten des Fachpersonals bei attraktiveren Dotierungen und Laufbahnperspektiven verwirklicht werden
• Telearbeit und innovative Beschäftigungsmodelle besser unterstützt werden
• bis 30. September 2012 ein Leistungskatalog für die Nachfolge von HERKULES erstellt werden, ggf. mit der Möglichkeit, Leistungen auch für den Einsatz zu erbringen
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Trends
Besondere Relevanz für die Weiterentwicklung des IT-Systems der Bundeswehr attestiert das BMVg vier Trends:

• Cloud Computing wird hinsichtlich der besonderen Sicherheitsbedürfnisse und im Einsatz erforderlicher Datenübertragungsraten untersucht
• Grid Computing, die Koppelung von Computern zum Verbund, wird bereits betrieben
• Intranet/Internet der Dienste wird im Rahmen eines BMWi-Projektes untersucht
• Mobile Computing ist nach Auffassung des BMVg technisch unsicher. Lösungen oberhalb der Geheimhaltungsstufe VS-NfD seien vor dem Hintergrund der Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) derzeit nicht absehbar.

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