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Für viele überraschend haben Funkwetterstationen einen beachtlichen Markt erobert.
Quelle: e*message.

Berlin, 13.12.2012

Studie: Renaissance für Funkruf-Anwendungen

„Zehn Jahre Stillstand“ bei zeitgemäßen Formen der Warnung der Bevölkerung will Prof. Dr. Torsten J. Gerpott überwinden. Der Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen sieht im Funkruf eine preiswerte, schnelle und praktikable Alternative zu anderen Lösungsmodellen.

Er habe „das Thema zeitweise aus den Augen verloren“ und erst 2012 wieder entdeckt, räumt Gerpott ein. Ein entscheidender Vorteil sei die Push-Funktion, Empfänger müssten nicht aktiv Informationen abrufen: „Mobiles Internet ist ein Pull-Dienst“. In einer Studie identifiziert Gerpott drei weitere Bereiche mit attraktiven Nutzungspotenzialen: Die Verbreitung aktueller Informationen auch außerhalb von Gefahrensituationen, die datenschutzgerechte Unterstützung der Energiewende und Anwendungen gegen Diebstahl.

Polizeilich würden in Deutschland pro Jahr 300.000 bis 400.000 Fahraddiebstähle gemeldet, so Gerpott. Die tatsächliche Zahl liege wohl bei über zwei Millionen. Durchschnittlich habe 2011 der Preis für neu verkaufte Fahrräder bei knapp 500 Euro gelegen – ein Anwendungsfeld für bei Bedarf zu aktivierende akustische Alarmanlagen. Klein, preiswert und mit einer Betriebsdauer von zehn Jahren im Rahmen installiert, könnten sich derartige Signalmodule lohnen.

Auf Funkruf basierende Wetterstationen haben in Deuschland bereits millionenfach Verbreitung gefunden. Dr. Gollnick vom Anbieter e*message sieht durchaus weitere Möglichkeiten, vergleichbare Informationen bundesweit und flächendeckend zu übertragen. Abweichend von der Gesamtbranche hat sich das Unternehmen seine Mobilfunkfrequenzen bereits bis 2025 gesichert.

Im Gespräch mit PUBLIC SECURITY weist Prof. Gerpott auf das Einsatzfeld bei Smart Grids und der Energiewende hin. Im Vergleich mit handelsüblichen Smart Meters zur Messung und Steuerung des Energieverbrauchs bei Industrie und Haushalten sei die Funkruftechnologie preiswerter und liefere nur Daten, die unbedingt benötigt würden: „Intelligente bidirektionale Stromzähler im Keller sind teuer und technisch nicht trivial.“

Das größte Potenzial dürfte Funkruf jedoch im Rahmen eines modularen Systems zur Warnung der Bevölkerung haben. „GSM-/UMTS-/LTE-Netze weisen insbesondere bei Gefahrenlagen und Katastrophen schwerwiegende Defizite auf“, sagt Torsten Gerpott. Im Krisenfall seien andere Netze schnell überlastet. „Eine Broadcast-SMS kann schon einmal fünf Minuten brauchen.“ Kombiniert z. B. mit Rauchwarnmeldern dagegen könne man Betroffene durch Funkruf sofort und auch zu nachtschlafener Zeit erreichen. Wartungsarme und kostengünstigeGeräte seien verfügbar. Eine rentable Produktion lohne sich für potenzielle Hesteller allerdings nur bei hohen Stückzahlen mit entsprechenden gesetzlichen Vorschriften: „Endgeräte werden nicht nur für Deutschland hergestellt“, so der Wissenschaftler. „Das würde nur mindestens europaweit laufen.“ (kö)

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