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Bundesinnenminister de Maizière und der BKA-Präsident Münch bei der Vorstellung der Bundeslagebildes Organisierte Kriminalität 2014
Bild: Henning Schacht

Berlin, 06.10.2015

Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2014

Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière und der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, haben das Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2014 in Berlin vorgestellt. Das aktuelle Bundeslagebild stellt dar, dass die Bedrohung durch die Organisierte Kriminalität in Deutschland weiterhin hoch ist. Im Jahr 2014 wurden 571 Ermittlungsverfahren geführt (2013: 580 Ermittlungsverfahren), davon wurden 299 Verfahren neu eingeleitet. Die Zahl der Erstmeldungen ist somit um 7,2% im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Die Zahl der Tatverdächtigen ist mit 8.700 (2013: 9.155) dagegen leicht rückläufig.

Minister de Maizière: „Die Konzepte der Sicherheitsbehörden müssen Schritt halten mit der Veränderung unserer Lebenswirklichkeit. Das gilt ganz besonders für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Um auf die geänderte Bedrohungslage im OK-Bereich zu reagieren, habe ich mit Beginn der Legislaturperiode eine Reform der OK-Bekämpfung eingeleitet. Das Bundeskriminalamt hat sich jetzt neu aufgestellt und zusammen mit den Ländern eine neue OK-Bekämpfungskonzeption entwickelt.“

Die Tätigkeitsfelder der Organisierten Kriminalität in Deutschland erstrecken sich insbesondere auf den Rauschgifthandel mit einem Anteil von 32,9% an den registrierten OK-Taten, gefolgt von Eigentums- (18,9%) und Wirtschaftskriminalität (12,8%) sowie von Steuer- und Zolldelikten (9,1%).

Dazu BKA-Präsident Holger Münch: „Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter. Hinter scheinbaren Massenphänomenen wie Betrügereien am Telefon, Ladendiebstählen oder Erpressungen über das Internet verbergen sich häufig handfeste OK-Strukturen. Die Strafverfolgungsbehörden müssen daher flexibel und schnell auf derartige Phänomene reagieren. Gemeinsam mit den Ländern haben wir einen neuen Kooperationsrahmen entwickelt, der uns bessere Interventionsmöglichkeiten eröffnet. Wir werden zukünftig stärker in Auswerte- und Ermittlungsprojekten zusammenarbeiten. Ziel ist, in einem überschaubaren Zeitraum sowie mit gebündelten Ressourcen und Kompetenzen ein Kriminalitätsphänomen effektiv zu bekämpfen. Flexiblen Netzwerken setzen wir flexible und schlagkräftige polizeiliche Organisationsstrukturen entgegen.“

Die höchsten Schäden wurden in der Kriminalität i. Z. m. dem Wirtschaftsleben mit 222 Millionen Euro und damit einem Anteil von ca. 41 % am festgestellten Gesamtschaden verursacht (2013: 407 Millionen Euro, ca. 57 %), gefolgt von Steuer- und Zolldelikten (148 Millionen Euro, ca. 27%) sowie der Eigentumskriminalität (48 Millionen Euro, ca. 9%).

Der Bundesinnenminister erklärte: „Nur wenn wir an die finanzielle Basis der OK rankommen, entziehen wir ihr nachhaltig den Boden und ihre Attraktivität. Im Koalitionsvertrag haben wir ehrgeizige Ziele zur Geldwäschebekämpfung und bei der Vermögensabschöpfung gesetzt.“

Die Anzahl der festgestellten deutsch dominierten OK-Gruppen ist 2014 konstant auf hohem Niveau geblieben (190; 2013: 192). Rund 35,8 % dieser OK-Gruppen waren hinsichtlich ihrer Täterstrukturen homogen (nur deutsche Staatsangehörige). Die festgestellten deutsch dominierten OK-Gruppen agierten überwiegend im Bereich des Rauschgifthandels und -schmuggels (74 Gruppen, 38, 9%) sowie der Kriminalität i. Z. m. dem Wirtschaftsleben (37 Gruppen, 19,5 %).

Der Anteil der Gruppierungen, bei denen eine internationale Tatbegehung festgestellt wurde, stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich an (2014: 69,5 %, 132 Gruppen, 2013: 62,0 %, 119 Gruppen, 2012: 70,7 %, 130 Gruppen).

Deutsche Staatsangehörige stellten mit 36,1% (2013: 40,5%) wie in den Vorjahren den größten Anteil der Tatverdächtigen. 318 deutsche Tatverdächtige (10,1%) hatten eine abweichende Geburtsstaatsangehörigkeit (2013: 9,2%).

Hierzu BKA-Präsident Holger Münch: „80 Prozent unserer OK-Verfahren weisen internationale Bezüge auf. OK ist global vernetzt, agiert hochkonspirativ, verschleiert illegales Vermögen und erzielt Milliardengewinne. Die Strafverfolgungsbehörden müssen in der Lage sein, Schritt zu halten. Erleichterte Vermögenabschöpfung, Kommunikationsüberwachung trotz Nutzung von Anonymisierungsdiensten und kurze Wege der internationalen Rechtshilfe sind unerlässlich, wollen wir den Tätern ihr Handwerk legen.“

Eine Erscheinungsform der von deutschen Staatsangehörigen dominierten Gruppierungen ist die OK durch Angehörige von Rockergruppierungen. Im Jahr 2014 stand beinahe jedes achte OK-Verfahren im Zusammenhang mit Rockergruppierungen. Bei Ermittlungen gegen italienische Mafiagruppierungen gab es in 8 von 13 Verfahren ein `Ndrangheta-Bezug.

Weitere Einzelheiten zum Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2014
finden Sie auf der Homepage des Bundeskriminalamtes:
>>> Lagebilder Organisierte Kriminalität