Das Magazin für Innere und Äußere Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Kritische Infrastrukturen
Home

Berlin, 17.02.2016

Experten übergeben Jahresgutachten – Digitalisierung bleibt Herausforderung

In ihrem Gutachten macht die unabhängige Expertenkommission Forschung und Innovation deutlich, wie wichtig es ist, bei der Informatik nicht den Anschluss an andere Länder zu verpassen. Das gilt besonders für die Robotik. Die Wissenschaftler übergaben das Gutachten an Kanzlerin Merkel. Die Kommission analysierte die Arbeit der Bundesregierung im Bereich Forschung und Innovation. "Wir wissen, dass Forschung und Innovation und die Steigerung auch der technischen Leistungsfähigkeit Motor für Fortschritt sind und auch für mehr Wohlstand", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Übergabe des Gutachtens.

Sie begrüßte, dass in diesem Jahr auch die wichtigen sozialen Innovationen Thema des Gutachtens sind. "Sie helfen uns mit ihren kritischen Analysen Maßnahmen an den richtigen Stellen einzuleiten, damit wir auch im harten, globalen Wettbewerb in Zukunft auch vorne mit dabei sind", sagte sie.

Robotik und E-Government optimieren
Zentrales Thema des Gutachtens ist die Bedeutung der Digitalisierung, die alle Lebensbereiche betrifft, aber in manchen kleineren und mittleren Unternehmen noch nicht ausreichend angekommen ist. Die Wissenschaftler unterstreichen den großen Erfolg bei der Entwicklung von Industrierobotern. Allerdings bemängeln sie, dass Deutschland bei Servicerobotern - etwa Helfer im Pflegebereich oder im Haushalt - den Anschluss an Länder wie Japan, Korea, China oder die USA zu verpassen drohen.

Besonders erfolgreich ist Deutschland beim Thema Industrie 4.0, also der Entwicklung von Mikrorobotern für eine individualisierte Produktion. Die Produktion hochwertiger Maschinen ist eine Stärke Deutschlands.

Dienstleistungen der Verwaltung in elektronischer Form anzubieten - das E-Government - schreitet in Deutschland nur langsam voran, obwohl die Bevölkerung einen besseren Service begrüßen würde. Die Fachleute führen dies zumindest teilweise auf die föderalen Strukturen in Deutschland zurück. Die Kanzlerin akzeptierte die Kritik, wies aber darauf hin, dass die Schaffung eines bundesweiten Systems zur Erfassung von Flüchtlingen sehr schnell funktioniert hat.

Der Vorsitzende der Expertenkommission Forschung und Innovation, Dietmar Harhoff, ging auch auf mit der Digitalisierung verbundene Befürchtungen ein: "Die in der öffentlichen Diskussion geäußerte Sorge, dass infolge der Digitalisierung unausweichlich schlechtere Beschäftigungschancen und Löhne auf uns zukommen, teilt die Expertenkommission ausdrücklich nicht."

Hochschulexzellenz weiter fördern
Die Wissenschaftler loben im Gutachten die Exzellenzinitiative und empfehlen eine weitere Förderung besonders leistungsstarker Hochschulen und die Unterstützung herausragender Forschungsstrukturen. Allerdings müssten auch die Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs verbessert werden.

Wie in den Vorjahren empfahl die Expertenkommission auch eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung in kleinen und mittleren Betrieben.

Drei-Prozent-Ziel bleibt im Blick
Das Gutachten zeigt den Stand beim so genannten Drei-Prozent-Ziel. Das bedeutet, dass Politik und Wirtschaft drei Prozent relativ zum Bruttoinlandsprodukt für Forschung und Entwicklung ausgeben. Durch ein neues Berechnungsverfahren ist dies mit derzeit 2,89 Prozent noch nicht gelungen. Nach dem alten Berechnungsverfahren wäre das Ziel erreicht. Die Anstrengungen sollten fortgesetzt und mittelfristig sogar eine höhere Quote angestrebt werden, so die Gutachter.

"Wir erleben heute, dass Wissenschaft und Forschung für unsere Zukunft eine noch zentralere Rolle spielen", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. "Die Entwicklung unserer Gesellschaft ist von einer Dynamik geprägt, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Daher müssen wir stärker reflektieren, was wir fördern wollen und wo wir neue Akzente setzen."

Die Expertenkommission Forschung und Innovation wurde mit Kabinettsbeschluss vom 23. August 2006 eingesetzt. Sie erstellt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit.