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Berlin, 28.11.2016

Feuerwehr, Flüchtlinge, Facebook: Ehrenamt hat viele Gesichter

Die „Helfende Hand“, die wichtigste Ehrung für ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz, hat Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière am 28. Nov. 2016 in Berlin verliehen. Nach einem Bewerberrekord wählte die Jury aus mehr als 350 Ideen und Konzepten, die in diesem Jahr eingesendet wurden, zwölf Preisträger aus. Der Preis unterstützt Ehrenamtliche, die sich in Deutschland im Bevölkerungsschutz engagieren.

Neben der Auszeichnung in den Kategorien „Innovative Konzepte“, „Nachwuchsarbeit“ und „Vorbildliche Unterstützung des Ehrenamtes“ wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auch ein Sonderpreis verliehen. Dieser richtet sich an Initiativen und Organisationen, die sich für die Integration von Flüchtlingen im Bereich des Bevölkerungsschutzes stark machen.

Nachwuchsarbeit: Von der Schule zum Hilfsdienst
Sieger im Bereich Nachwuchsarbeit wurde der Malteser Hilfsdienst Alfhausen. Ihn plagten im Jahr 2013 große Nachwuchsprobleme, so dass viele Sanitätsdienste nicht besetzt wurden. Also baute der Verein gemeinsam mit dem Gymnasium Bersenbrück einen Sanitätsdienst auf. Seitdem sind weitere Schulen hinzugekommen und pro Jahr werden nun 15 Schüler, mit und ohne Behinderung, in Erster Hilfe aus- und regelmäßig fortgebildet. Sie leisten Bereitschaftsdienste in der Schule und sichern Sportfeste oder Schulveranstaltungen ab. Seitdem werden jährlich durchschnittlich zwei bis drei der Ausgebildeten zu aktiven Helferinnen und Helfern im Malteser Hilfsdienst.

Innovative Konzepte: Facebook-Freunde als freiwillige Helfer
Eine Gewitterfront verwüstete 2014 Essen und Umgebung. Das war die Geburtsstunde der Bürgerinitiative „Essen packt an!“, die in der Kategorie Innovative Konzepte den ersten Preis gewann. Über Facebook fanden sich Hilfskräfte, die Sturmschäden beseitigten und beim Wiederaufbau halfen. Mittlerweile ist aus der Zusammenkunft von Spontanhelferinnen und -helfern eine vielseitig unterstützende Gemeinschaft geworden. Sie engagiert sich im Bevölkerungsschutz und setzt sich mit unterschiedlichen Projekten dafür ein, Menschen vom Rand der Gesellschaft in ihre Mitte zurückzuholen, immer noch organisiert über die Sozialen Medien.

Unterstützung des Ehrenamtes: Sonderbericht Feuerwehr
Die Braunschweiger Zeitung hat eine Artikelserie über die lokalen Freiwilligen Feuerwehren ins Leben gerufen. Hier werden die 60 Orts- und Jugendfeuerwehren sowie die aktuell 18 Kinderfeuerwehren im Verbreitungsgebiet in regelmäßigen Abständen mit eigenständigen Beiträgen gewürdigt. Die Sonderberichterstattung erfolgt zusätzlich zu normalen Artikeln über das Tagesgeschäft der Feuerwehr Braunschweig. Diese ist so ständig in der Öffentlichkeit präsent – ihr Ansehen wächst und der Mitgliederbestand der Freiwilligen Feuerwehr entwickelt sich stabil. Dafür erhält die Zeitung den ersten Preis für die Unterstützung des Ehrenamtes.

Sonderpreis: Die muslimische Notfallseelsorge
Einen Sonderpreis zur Integration von Flüchtlingen erhielt ein Projekt aus der Hauptstadt. Ein Brand 2005 in der Ufnaustraße in Berlin, bei dem neun Menschen ums Leben gekommen sind, hat deutlich gezeigt, wie wichtig interkulturelle Kompetenz und Beratung auch bei Einsatzorganisationen wie Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und Einrichtungen der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) sind. Daraus entstand die „Muslimische Notfallseelsorge“. Sie hat das Ziel, muslimische Seelsorger auszubilden und direkt in das Alarmierungssystem der psychosozialen Notfallversorgung Berlins einzubinden. Anders als im übrigen Bundesgebiet können diese zertifizierten Kräfte so unmittelbar bei Einsätzen berücksichtigt werden. Das Gemeinschaftsprojekt des Muslimischen Seelsorgetelefons und der Not-fallseelsorge/Krisenintervention Berlin wird als achter Träger der Berliner Krisenintervention auch andere Hilfsorganisationen schulen.

Die nominierten Projekte erhalten u.a. je nach Platzierung zwischen 3.000 und 6.000 Preisgeld und einen kurzen Vorstellungsfilm für die weitere Bekanntmachung ihrer Arbeit. Die Jury besteht unter der Federführung des Bundesinnenministeriums aus Vertreterinnen und Vertretern der großen Hilfsorganisationen, des Techni-schen Hilfswerks, der Regieeinheiten und des Deutschen Feuerwehrverbandes.

Publikumspreis: Alle konnten abstimmen
Auch in diesem Jahr erhält wieder ein Projekt den Publikumspreis. Auf der Internetseite www.helfende-hand-foerderpreis.de konnte sich jeder über die zwölf Nominierten informieren und abstimmen. Die meisten Stimmen konnte das Projekt „Jeder kann ein Held sein“ des Vereines Pépinière für sich gewinnen, bei dem Studierende in bevölkerungsschwachen Regionen auf dem Land Schüler in Erster Hilfe ausbilden.

Nachwuchs fördern für den Bevölkerungsschutz
Seit 2009 stärkt die „Helfende Hand“ das ehrenamtliche Engagement im Bevölkerungsschutz. Ausgezeichnet und unterstützt werden Projekte, die Men-schen für einen Einsatz im Bevölkerungsschutz begeistern. Darüber hinaus würdigt der Förderpreis die vorbildliche Unterstützung des Ehrenamtes. Er zeichnet Unternehmen, Einrichtungen und Personen aus, die ehrenamtliches Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen. Die Resonanz zeigt das große Interesse am Wettbewerb um den BMI-Förderpreis „Helfende Hand“: In acht Jahren „Helfende Hand“ haben sich Organisationen und Initiativen mit ca. 1.500 Projekte beworben. 2016 stieg die Zahl der Teilnehmenden erneut. (Quelle: BMI)