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Bonn/Kourou, 25.07.2018

Letzter Start von Galileo-Satelliten mit der europäischen Ariane 5-Rakete – Start für "Tara", "Samuel", "Anna" und "Ellen"

Vier weitere Satelliten für das zivile europäische Navigationssystem Galileo sind am 25. Juli 2018 um 13.25 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit an Bord einer Ariane -5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) gestartet. Mit "Tara", "Samuel", "Anna" und "Ellen", die jeweils wie ihre Vorgänger rund 715 Kilogramm schwer sind, wächst die Galileo-"Familie" auf 26 Mitglieder an. "Alle Satelliten umkreisen in einer Höhe von 23.222 Kilometern die Erde. Die Konstellation ist damit nahezu vollständig und kann jetzt eine fast globale Abdeckung mit Galileo-Signalen gewährleisten", berichtet René Kleeßen, Galileo-Programm-Manager im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.

Das Satellitennavigationssystem Galileo soll aus bis zu 30 Satelliten bestehen, die eine globale Abdeckung garantieren.
Bild: ESA


Das bedeutet praktisch, dass Nutzer Anfang 2019, wenn die jetzt gestarteten vier Satelliten im Regelbetrieb sind, ausschließlich mit Galileo-Signalen global navigieren können. Bislang war das nur in Kombination mit den militärisch kontrollierten Navigationsdiensten GPS (USA), Glonass (Russland) oder Beidou (China) möglich. Bis 2020 sollen alle Galileo-Dienste weltweit verfügbar sein. "Am Ende bewegen sich mindestens 30 Galileo-Satelliten im Orbit und umkreisen die Erde. Zwei Bodenkontrollzentren und mehrere Empfangs- und Sendestationen garantieren die zuverlässige und hochgenaue Funktionsweise des Systems. Jeder Galileo-Satellit ist mit hochgenauen Atomuhren ausgestattet, die eine Messgenauigkeit von 1 Meter und darunter ermöglichen. Um eine genaue Positionierung zu erhalten, benötigt man die Daten von mindestens vier Satelliten", erklärt Raumfahrt-Ingenieur Kleeßen. Die Zuverlässigkeit des weltweiten Datenempfangs steige mit Galileo an, wobei die Verfügbarkeit der Navigationssignale nach wie vor in schwer zugängigen Gebieten wie Häuserschluchten oder Bergregionen nicht hundertprozentig garantiert werden könne.

Ein Galileo-Satellit braucht für eine Erdumrundung rund 14 Stunden, weltweit gibt es alleine 17 Orte, teils mit mehreren Bodenstationen, an denen die Galileo-Signale empfangen und verarbeitet werden können - von Svalbard auf Spitzbergen bis Troll in der Antarktis, von Tahiti bis La Réunion.

Der Countdown für den Start des 99. Ariane-5-Fluges began nach Angaben der europäischen Weltraumagentur ESA schon am Abend des 24. Juli um 23 Uhr Ortszeit Kourou - das ist in Europa der 25. Juli, 4 Uhr nachts. Bereits am 23. Juli 2018 war die Ariane-5-Trägerrakete des Spezialtyps "5ES" mit den vier Galileo-Satelliten von der Integrationshalle zum Startplatz gebracht und aufgestellt worden. Es ist der letzte Ariane-5-Start mit Galileo-Satelliten. Der nächste Start soll frühestens Ende 2020 erfolgen, mit weiteren Satelliten der ersten Galileo-Generation aus dem so genannten Batch 3. Damit wird die Konstellation auf über 30 Satelliten vervollständigt. Als Trägerrakete ist hierfür die neue europäische Ariane 6 vorgesehen.

Großer Wachstumsmarkt mit gesellschaftlicher Relevanz

Nach knapp vier Stunden Flugzeit sollen "Tara", "Samuel", "Anna" und "Ellen" am 25. Juli 2018 auf ihrer Umlaufbahn im mittleren Erdorbit ausgesetzt werden. Die ersten Tage im All werden die vier jüngsten Galileo-Satelliten vom französischen Kontrollzentrum in Toulouse gesteuert. Dann übernimmt das Galileo-Kontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen, dass die komplette Satellitenflotte des Galileo-Programms kontrolliert und steuert. "Wir sind sehr stolz, dass die Europäische Kommission und die GSA (Global Navigation Satellite Systems Agency) uns in Europas größtem Raumfahrtprogramm eine Schlüsselrolle anvertraut hat", betont Simon Plum, Geschäftsführer der DLR GfR, einer 100-prozentigen Tochter des DLR, und Leiter des Galileo-Kontrollzentrums. "Damit positionieren wir das DLR und uns als DLR GfR auch in einem der größten Wachstumsmärkte mit sehr großer gesellschaftlicher Relevanz, da Zeit- und Navigationsinformationen zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden sind."

EU-Programm mit dezidierter deutscher Beteiligung

Von den bislang 26 Satelliten hat das deutsche Raumfahrtunternehmen OHB 22 Exemplare gebaut. Die ersten vier Galileo-Satelliten stammen vom Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus. Im Sommer 2017 hat OHB für insgesamt 12 weitere Satelliten den Zuschlag erhalten. DLR-Galileo-Manager René Kleeßen: "Galileo ist ein EU-Programm, es gibt also - anders als bei der ESA - keinen so genannten geo-return, also keinen garantierten finanziellen Rückfluss entsprechend der jeweiligen nationalen Beteiligung, und auch keine transparente Aufschlüsselung nach Länderanteilen. Das ist eine Frage des EU-Wettbewerbsrechts. Deutschland ist aber mit etwa 20 Prozent an der EU-Finanzierung beteiligt, und schätzungsweise fließen etwa 20 Prozent auch für Entwicklung und Bau des Satellitensegments von Galileo nach Deutschland zurück."

Die ersten Dienste von Galileo - der offene Dienst, der Such- und Rettungsdienst, der verschlüsselte Dienst PRS (Public Regulated Service, ausschließlich für hoheitliche Nutzer wie Polizei, Feuerwehr oder Katastrophenschutz) und ein hochgenauer Zeitdienst - wurden am 15. Dezember 2016 initialisiert. Die offenen Dienste können von jedem genutzt werden, der über ein Smartphone oder Navigationsgerät der neusten Generation verfügt. Laut Marktreport der europäischen GSA können 95 Prozent aller heute vertriebener Chip-Sets Galileo-Signale verarbeiten. Mit den zusätzlichen Satelliten wird der Service stetig ausgebaut. (Quelle: dlr)

Eine genaue Übersicht gibt es auf dieser Internetseite
>>> https://www.usegalileo.eu/EN/