Das Magazin für Innere und Äußere Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Kritische Infrastrukturen
Home
© Public Security

Berlin, 17.09.2019

Aktuelle Ergebnisse aus der Sicherheitsforschung – Projekte stellen sich vor: Abwehr von unbemannten Flugobjekten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (AMBOS)

Drohnen eröffnen eine neue Dimension von Angriffen aus der Luft und stellen Sicherheitsbehörden zu-nehmend vor neue Herausforderungen. So brachten Drohnenvorfälle in London Gatwick, London Heathrow und Frankfurt/Main innerhalb von sechs Monaten gleich drei der größten europäischen Flughäfen vorübergehend zum Stillstand. Auch kritische Infrastrukturen und Großveranstaltungen sind angesichts einer wachsenden terroristischen Bedrohung reale Einsatzszenarien. Dringend gefragt sind daher Systeme, die die Abwehr von Drohnen unterstützen. Dies war das Anliegen des BMBF-geförderten Projekts „Abwehr von unbemannten Flugobjekten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (AMBOS), das kürzlich mit einer erfolgreichen Demonstration der entwickelten Lösung beendet wurde.

„Insgesamt zwölf Partner aus Industrie, Forschung und Lehre waren an dem mit 2,9 Millionen Euro geför-derten und im Februar 2017 gestarteten Forschungsvorhaben beteiligt. Ziel des binationalen Projekts war die Entwicklung je eines Demonstrators in Deutschland und Österreich zur Abwehr von Drohnen in defi-nierten Sicherheitsbereichen. Die Koordination lag beim Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informa-tionsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in Wachtberg.

Im deutschen Konsortium waren zudem das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, die Länderpolizeien von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, das Bayerische Landeskriminalamt und die Deutsche Hochschule der Polizei als assoziierte Partner in die Entwicklung und Bewertung des Systems eingebunden.

„AMBOS basiert im Wesentlichen auf Szenarien, in denen terroristische Kräfte Drohnen gezielt gegen Personen, Repräsentanten und Einrichtungen des Staates oder kritische Infrastrukturen einsetzen“, er-läutert Verbundkoordinator und FKIE-Projektleiter Hans Peter Stuch. „Mit steigender Drohnenanzahl am Himmel entstehen zudem immer häufiger Situationen, in denen Drohnen durch Unachtsamkeit, techni-sches Unverständnis oder aus sonstigen rechtswidrigen, aber nicht terroristisch motivierten Gründen in Flugverbotszonen einfliegen.“

Systemarchitektur und Projektergebnisse

Als erfolgversprechender Lösungsweg für ein zuverlässiges Detektions- und Abwehrsystem wurde ein multimodaler Ansatz verfolgt. So detektiert das AMBOS-System Bedrohungen aus dem Luftraum durch die Kopplung von vier unterschiedlichen Sensoren (Funk, Akustik, Elektrooptik/Infrarot und Radar). Die Vorteile der einzelnen Sensoriken werden durch intelligente algorithmische Kombination verstärkt und mögliche Nachteile, wie Falschalarme, minimiert.

Die Sensordaten werden fusioniert und anschließend zu einem Lagebild zusammengesetzt. Das Bild un-terstützt die Anwender bei der Entscheidung über die je nach Situation und Grad der Bedrohung auszu-wählende und verhältnismäßige Intervention. Die Optionen reichen hier vom Stören der Funkfernsteue-rung, Satellitennavigation oder Bordelektronik bis hin zum Abfangen der Drohne mittels eines Fangnet-zes.

Damit Anwender entsprechende Entscheidungen künftig auf einer rechtssicheren Grundlage fällen kön-nen, wurden im Projekt auch rechtliche und ethische Aspekte zur Drohnenabwehr untersucht. Zahlreiche „weiße Flecken“ wurden hierbei aufgedeckt, die dem Gesetzgeber Hinweise geben, wo entsprechend nachreguliert werden kann.

Erfolgreiche Abschlussdemonstration

Mit einer abschließenden Demonstration vor zahlreichen Besuchern aus dem Kreis der deutschen Si-cherheitsbehörden in Mosbach im Mai 2019 wurden die Möglichkeiten und Grenzen von AMBOS im Re-alversuch untersucht. Dabei wurde deutlich, dass gerade die Vielfalt der Sensorik eine unverzichtbare Eigenschaft eines zuverlässigen Drohnenabwehrsystems darstellt. Insgesamt waren fast alle der im Rah-men von AMBOS entwickelten oder weiterentwickelten Komponenten im Zusammenspiel mit dem Kern-system aus Datenfusion, Lagedarstellung und Entscheidungsunterstützung leistungsstark.

„Im Rahmen von AMBOS konnte ein produktnaher Demonstrator realisiert werden, dessen offene Schnitt-stellen den Anschluss grundsätzlich aller Arten von Sensoren und Effektoren erlauben“, bewertet Ver-bundkoordinator Stuch das Projektergebnis. „Für die Vermarktung bedürfen alle Komponenten überwie-gend noch einer spezifischen Steigerung der Produktreife. Hierzu sind jetzt die Industriepartner aufgerufen.“

Weitere Informationen

• BMBF-Projektumriss AMBOS http://ambos.sifo.de

• FKIE-Projektseite AMBOS https://www.fkie.fraunhofer.de/de/forschungsabteilungen/kom/ambos.html

• Originalmeldung des FKIE: https://www.fkie.fraunhofer.de/de/Pressemeldungen/ambos-abschluss.html

(Quelle: BMBF / Fraunhofer FKI)