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ENERGIE & ROHSTOFFE

© Forschungs-zentrum Juelich GmbH / Ralf-Uwe-Limbach

Prof. Astrid Kiendler-Scharr
© Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Jülich, 30.04.2020

Messflüge mit dem Zeppelin NT: „Einmalige Beobachtungsmöglichkeiten, um bestehende Wissenslücken zu schließen“

Wie sich der Shutdown in der Corona-Krise auf die Luftqualität im Rheinland auswirkt, untersuchen Jülicher Atmosphärenforscher ab dem Wochenende mithilfe einer außergewöhnlichen Messkampagne. Ein Zeppelin NT fliegt an mehreren Tagen auf verschiedenen Routen über das Rheinland, Instrumente an Bord messen dabei Spurengase und Feinstaub. Prof. Astrid Kiendler-Scharr ist Direktorin des Instituts für Troposphärenforschung und koordiniert die Messkampagne. Im Interview erläutert sie die Ziele des Vorhabens.

Im vergangenen Jahr haben die Jülicher Troposphärenforscher bereits Passagierflüge mit dem Zeppelin für Messungen über dem Rheinland genutzt. Warum setzen Sie den Zeppelin für solche Messungen ein?

Der Zeppelin fliegt in einer Reisehöhe von wenigen hundert Metern über dem Grund. Diese unterste Schicht der Atmosphäre ist für Fragen der Luftqualität insofern von besonderer Bedeutung, als ein Großteil der Emissionen am Boden stattfindet und in dieser untersten Schicht luftchemisch umgesetzt wird. Direkte in-situ Beobachtungsdaten sind in dieser Schicht aber selten beziehungsweise auf lokale Messstellen, zum Beispiel Messtürme, begrenzt. Der Zeppelin bietet durch seine Flugeigenschaften ideale Voraussetzungen, um ungestörte Luftproben zu analysieren. Passagierflüge für Messungen zu nutzen, wie wir das im Projekt IAGOS machen, hat natürlich den zusätzlichen Vorteil, dass wir eine größere Anzahl von Beobachtungen machen können.

Was sind die Ziele der neuen Kampagne? Und wo wird es nach Ihrer Einschätzung gravierende Änderungen geben?

In der jetzigen Kampagne wollen wir untersuchen, wie sich der aktuelle Shutdown auf die Zusammensetzung der Luft auswirkt. Insbesondere verkehrsbedingte Emissionen, aber auch manche Emissionen aus dem Industrie- und Energiesektor, sind in den vergangenen Wochen reduziert. Die aktuelle Lage bietet also die Möglichkeit, unter Realbedingungen Modelle zu testen, wie Luftschadstoffe konkret reduziert werden könnten.

Haben die gegenwärtigen Veränderungen Auswirkungen auf den Klimawandel?

Die Auswirkungen auf den Klimawandel werden sicher davon abhängen, wie lange die verringerten Emissionen anhalten. Für das Treibhausgas CO2 ist eine anhaltende Reduktion notwendig, um für die Erreichung der Klimaziele beitragen zu können. Auch für andere Klimaschadstoffe wie die kurzlebigen Treibhausgase und Aerosole wird ein positiver Effekt auf das Klima nur dann entstehen, wenn die Reduktionen langfristig anhaltend sind. Die internationale Dimension der Reduktion und auch die schon bisher vergleichsweise lange Dauer bieten in jedem Fall einmalige Beobachtungsmöglichkeiten, um bestehende Wissenslücken zu schließen.

Aktuelles Bild- und Videomaterial mit Statements von Prof. Astrid Kiendler-Scharr, Forschungsstaatssekretär Thomas Rachel MdB und Prof. Harald Bolt, Vorstand des Forschungszentrums Jülich, finden Sie unter:
https://www.fz-juelich.de/portal/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/2020-04-28-zeppelin-corona/_node.html

(Quelle: Forschungszentrum Juelich GmbH)