Das Magazin für Innere und Äußere Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Kritische Infrastrukturen

Die Gesellschaft der sicherheits- und wehrtechnischen Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen e. V. wurde im April 2005 als Interessenvertretung für Unternehmen der sicherheits- und wehrtechnischen Branche mit Sitz in Nordrhein-Westfalen gegründet. Neben der Interessenvertretung der Mitglieder gegenüber Politik, Behörden, Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft initiiert und begleitet der Verein innovative Industrieprojekte sowie informiert insbesondere über Fördermöglichkeiten und Kooperationsangebote.

Der Geschäftsführer des GSW-NRW e. V., Hanswilm Rodewald, begrüßte in seiner Ansprache die zahlreich erschienen Mitglieder.

Witten, 29.03.2011

GSW NRW e.V. - Mitgliedertreffen

Auf Einladung von FIRMITAS, Institut für Wirtschafts- und Sicherheitsstudien in Witten, traf sich die Gesellschaft der sicherheits- und wehrtechnischen Wirtschaft in NRW e.V. am 29.03.2011 zu ihrer Mitgliederversammlung mit Gästen und Referenten unter dem übergreifenden Thema: „Bevölkerungsschutz und Wirtschaft“.

v.l.n.r.: Hanswilm Rodewald (GSW-NRV e.V.), Herr Wolf (Firmitas), Prof. Dr. Volker Schmidtchen (Firmitas), Prof. Dr. Frank Fiedrich (Bergische Universität Wuppertal), Kristian Schnack (Trade & Investment at State of Victoria), Dr. Ing. Holger Pitsch (Incontrol Simulation Solutions)


Nach der Begrüßung des Geschäftsführers des GSW-NRW e. V., Hanswilm Rodewald, gab der Gastgeber, Geschäftsführender Direktor von FIRMITAS, Dr. Hans-Walter Borries, einen Einblick über das Leistungsprofil des Instituts, das im Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) an der Universität Witten/Herdecke angesiedelt ist.
Neben der Beübung von Sonderszenarien (Pandemie, Tierseuchen, CBRN-Gefahren und anderen, versteht sich das unabhängige Institut für Wirtschafts- und Sicherheitsstudien zudem als Tagungsveranstalter. FIRMITAS führt Forschungsprojekte (z.B. Erstellung von Gefahrenanalysen) mit Bund, Land, Kommunen, Unternehmen und Institutionen durch und trainiert deren Stäbe auch in der Praxis. Dabei haben sich die Fachleute aufgrund jahrelanger universitärer Forschung als Vordenker und Zertifizierer von Krisenstäben einen Namen gemacht.
>>> Firmitas

In den beiden nachfolgenden zentralen Vorträge befassten sich die Referenten mit Bevölkerungsschutz.
In dem ersten Fachvortrag "Bevölkerungsschutz im Wandel: Perspektiven für die zivile Sicherheitsforschung" ging Prof. Dr. Frank Fiedrich von der Bergischen Universität Wuppertal auf die Forschungsthemen des Fachbereichs ‚Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit mit den drei Schwerpunkten
- Einsatz von Informations und Kommunikationstechnologie für Kaatastrophenvorsorge und -management
- innovative Organisationsstrukturen und Einbeziehung der Öffentlichkeit
- intergrierte Schemasysteme für den Bevölkerungsschutz ein.
Nach einem Abriss über die Arbeit des ISS (Institut für Sicherungssysteme am Standort Velbert/Heiligenhaus) und dessen Forschungsgebiete referierte er ausführlich über Planung für katastrophenhafte Ereignisse und stellte das Notfallsystem MANV - Versorgung von Verletzten) mit DIN 13050 vor. Bei Großschadenslagen gilt: Katastrophen sind anders - normale Pläne greifen nicht mehr, Improvisation ist notwendig.
Folgend erläuterte Prof. Fiedrich das fünf Säulen-Model für Bevölkerungsschutz und zivile Sicherheitsforschung in Deutschland. Viele Organisationen spielen dabei eine tragende Rolle: Berufsfeuerwehren (40.000 Einsatzkräfte), Freiwillige Feuerwehren (über 1.100.000 Einsatzkräfte), Hilfsorganisationen (560.000 Einsatzkräfte), THW (70.000 Einsatzkräfte), Polizei (255.000 Einsatzkräfte) sowie Bundeswehr (250.000 Einsatzkräfte).
Detaillierte Informationen stellt Prof. Dr. Frank Fiedrich auf Anfrage per
E-Mail: fiedrich@uni-wuppertal.de
zur Verfügung.

In dem danach sehr emotional gehaltenden Vortrag warnte Prof. Dr. Volker Schmidtchen, der wissenschaftlicher Leiter von FIRMITAS, mit den Worten: "Wir können für den Ernstfall bei Großschadenslagen üben und immer wieder üben aber wirklich vorbereitet sind wir nicht!" Wir stützen uns bei Katastrophenfällen u. A. zwar auf über 1.1 freiwillige Feuerwehrleute aber diese sind jedoch nicht auf dem neuesten Stand. Fast 90% tägt dabei das Ehrenamt - wahrlich keine beruhigenden Fakten. Ein weiters Problem ist z.B. der Wegfall des Zivildienstes - wie kann dieser kompensiert werden.
Wer koordiniert bei Großschadensereignissen, bei der Bevölkerung wird im Ernstfall Chaos ausbrechen, weil wir Katastrophen oder deren Bedrohung (im Gegensatz zu Japan) nicht gewohnt sind.
Katastrophenschutz beginnt beim Selbstschutz, denn jeder einzelne ist abhängig von kritischen Infrastrukturen. Eine Katastrophe basiert nicht auf einem Unglück sondern ist zumeist ein Systemversagen oder es kommen mehrere Dinge gleichzeitig (sieh Japan: Erdbeben + Tsunami)
Drei Säulen sind beim Katastrophenschutz wichtig
- Prävention
- Intervention - Situation vor Ort
- Postvention = Nachsorge
Unsere Verwundbarkeit basiert vor allem auf unserer hochtechnisierten Gesellschaft. Aber wie schützt man die Menschen davor? Schutz ist mehr als Prävention, grade Kommunikation und die Kooperation sind wichtig dabei.
Das Fazit von Prof. Dr. Volker Schmidtchen: Kooperation auf allen Ebenen - nicht nur Mitdenken sondern Vordenken ist von Nöten.

In seinem Referat zum Thema „Defense Down Under“ warb Kristian Schnack, Europa-Manager von Trade & Investment at State of Victoria mit dem Sitz in Frankfurt, um Unternehmen, die Wirtschaftsbeziehungen zu Australien suchen und aufbauen möchten.
Der australische Bundesstaat Victoria, mit der Hauptstadt Melbourne, unterhält als einziger australischer Staat eine Repräsentanz in Kontinentaleuropa. Kristian Schnack berät vor allem in Fragen Ansiedlung in Australien, insbesondere dem Staat Victoria und Melbourne. Neben diesem bevorzugten Wirtschaftsstandort gilt die gute strategische Lage Australiens als Sprungbrett in den Asien-Pazifik-Raum. Melbourne hat eine sehr hohe Lebensqualität und gilt als eine der sichersten Städte der Welt. Der Flughafen ist 24 Stunden geöffnet und hier befindet sich der größte Hafen der südlichen Hemisphäre.
Die Militärische Wehrindustrie ist in Victoria zu Hause und beschäftigt allein hier über 8.000 Menschen, der Umsatz mit über 1,4 Mrd. Euro steigt jährlich um 3%.
Seine wichtigsten Aufgaben sieht Kristian Schnack in der Information über den Wirtschaftsstandort Victoria und die Herstellung von Kontakten zwischen europäischen und australischen Unternehmen.
Schlüsselindustrien in dieser Region sind
- Automobil
- Luftfahrt
- Elektronik
- Pharma
Kristian.Schnack@diird.vic.gov.au
>>> www.business.vic.gov.au/defence

Ebenfalls um deutsche Firmen warb D. Hugo Calderon in seinem Kurzvortrag. Er vertritt die Firma Kalmer Ltda, mit dem Sitz in Chile und Bonn. Chile ist als aufstrebende Nation aufgrund seiner Lage sehr interessiert an deutschem Know-how für Katastrophenschutz: Vom Notfallkoffer bis hin zum Mobilfunk bieten sich deutschen Unternehmen zahlreiche Ansatzmöglichkeiten, zumal Chile als idealer Standort für Südamerika angesehen werden kann. Dr. Calderon bietet sich an, diese Technologien in Südamerika zu verbreiten und bei der Vermaktung zu unterstützen.
>>> contacto@kalmer.cl

Im letzten Referentenvortag gab Dr. Ing. Holger Pitsch von Incontrol Simulation Solutions einen Einblick über die Möglichkeiten der Simulation als Planungs- und Entscheidungshilfe für Sicherheitsmaßnahmen und Logistik.
Dabei stellte er Enterprise Dynamics als Simulationsplattform zum Entwurf und zur Implementierung von Simulationslösungen vor. Sie erlaubt die virtuelle Modellierung von Problemen und – mit Hilfe von Experimenten – bietet sie Lösungen zu vorhandenen Problemen oder Antworten auf spezielle Fragen.
Simulationen bieten gegenüber mathematischen Tests Vorteile:
- Kosten- und Zeitersparnis
- Risikonutzung
- Wiederholungsanalysen
- Analyse hochkomplexer oder dynamischer Prozesse
- Brücksichtigung stochastischer Werte- Generation von Zufallsereignissen
Sie wird in folgenden Bereichen und Märkten eingesetzt:
- Produktion & Materialtransport
- Logistik & Distribution
- Flughafen & Fracht
- Bahn & Benutzer
- Hafen & Terminals
- Gesundheit
- Verteidigung
- Forschung & Entwicklung
In anschaulichen Simulationen von Flughafenlogistik und Besucherstömen während Fußballveranstaltungen konnte Dr. Holger Pitsch die interessierten Teilnehmer in Erstaunen versetzen, wie effektiv in diesen Bereichen vorausschauend geplant werden kann.
http://www.incontrolsim.com/

Abschließend gab der Geschäftsführer der GSW-NRW e.V., Hanswilm Rodewald, einen kurzen Überblick über Aktivitäten des Vereins:
Die Mitgliedsunternehmen des Vereins sollten die Möglichkeit nutzen, für 49 ausscheidende Soldaten und Soldatinnen, die in unterschidelichsten Bereichen bei der Bundeswehr gearbeitet haben, in einem Praktika bereitzustellen. Dies bezuschusst der Bund bis zu 15 Monate finanziell reichlich.
Zum Schluss lud er zu der Informationsplattform des Vereins ein, auf der sich Vereinsmitglieder (nur für registrierte Mitglieder zugänglich) wie in einer Such&Find-Börse intern mit Inseraten kostenlos zu Projekten, Stellenangeboten etc. austauschen können.

Danach konnten sich die Teilnehmer bei einem reichhaltigen Imbiss mit den Referenten vertiefend zu den jeweiligen Themen unterhalten oder den Kontakt untereinander pflegen.(zi)

>>>Weitere Informationen über GSW-NRW e.V.