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ENERGIE & ROHSTOFFE

Rolf Mross ist Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungszentrums Ruhr e.V. (Lünen), einem Netzwerk der Kreislaufwirtschaft in Nordrhein-Westfalen.

Die Mitglieder verstehen sich als Technologie- und Systemführer und decken das gesamte Leistungsspektrum der Kreislauf-wirtschaft ab:
- Erfassen und Sammeln von Abfällen/Reststoffen
- Sortieren und Aufbereiten
- Herstellung von Sekundär-rohstoffen und -energieträgern
- Energetische und biologische Verwertung
- Industrielle Verarbeitung von wiedergewonnenen Wertstoffen zu Grundstoffen und Produkten
- Thermische Beseitigung und Endlagerung
- Anlagenbau
- Begleitende Dienstleistungen (IT, Qualifizierung, Beratung, Consulting, Sachverständigenwesen, Gutachten)

Iserlohn, 09.08.2014

Durch Ressourcen- und Energieeffizienz Kosten und Rohstoffe einsparen

"Kreislauf- und Abwasserwirtschaft bieten große Potenziale zur Energie- und Ressourceneffizienz", man muss sie nur zu nutzen wissen, so der Tenor des Workshops von WFZruhr e. V., einer Initiative von öffentlichen und privaten Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Die Veranstaltung bot von konkreten betrieblichen Maßnahmen zu Energieeinsparung (dena und VKU Label), Energiegewinnung aus städtischem Laub, der Kläranlage der Zukunft, innovative Methoden zur Phosphorrückgewinnung und dem Recycling Seltener Erden ein breites Spektrum der Leistungen der Kreislaufwirtschaft im Ruhrgebiet.


Michael Wieczorek, Geschäftsführer Lobbe Logistik GmbH konnte beim Mitglied Lobbe Holding GmbH & Co KG, zu Beginn des Workshop der WFZruhr e. V., zugleich dessen Vorstandsvorsitzender, die hoch interessierten Gäste begrüßen. Er stellte kurz die beiden wichtigsten Hauptgeschäftsgebiete von Lobbe, Industrieservice und Entsorgung vor. Das mittelständische Familienunternehmen, Ende der 60er Jahre gegründet, mit dem Hauptsitz in Iserlohn, erwirtschaftet mit 1.600 Mitarbeitern an 40 Standorten deutschlandweit (Schwerpunkt in NRW) aktuell einen Umsatz von rund 250 Million Euro.

Danach stimmte Rolf Mross, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungszentrums Ruhr e.V. mit 106 Mitgliedsunternehmen, das Plenum in die Agenda der Veranstaltung ein. Er betonte die Einsparungen bei der Energie und das Potenzial im Recycling von Abfallstoffen als ausserordentlich wichtig für die Industrie hervor.


Der Vortag "Betriebliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz – das DENA-Label" von Alexander Schröer, Immobilienmanagement-Projekte Lobbe Dienstleistung GmbH, zeigte am Beispiel für die Niederlassung in Iserlohn hohes Einsparpotenzial: Nach einer eingehenden Bestandsaufnahme wurden im Laufe dieses Projekts bei Heizung und Beleuchtung effiziente Effizienzmaßnahmen durchgeführt. So konnten ca. 500.000 kw = ca 47.5000 EURO Einsparungen pro Jahr erzielt werden. Dieses Projekt wurde auch mit dem dena-Label „Good Practice Energieeffizienz“ ausgezeichnet.

Werner Dirkes, Werkleiter a. D. der Ibbenbürener Bau- und Servicebetrieb (Bibb), referierte engagiert über das Konzept der „grünen Kohle“ und dessen Bedeutung für die kommunale Wertschöpfung – Eigenenergieerzeugung durch Verwertung kommunaler Infrastrukturabfälle. Der treibende Ansatz resultierte aus steigenden Kosten trotz immer höherer Energieeinsparungen. Die effizienteste Art für eine Kommune Energie zu sparen ist, diese selber zu erzeugen. Daher stellte man sich in Ibbenbbühren die Frage, wie das viele Herbstlaub besser genutzt werden könnte. Bislang wurden ca. 500 Tonnen jährlich anfallendes Laub, kompostiert oder verbrannt – ein Vorgang, der viel Arbeit und Geld kostet. Laub ist aber hoch kalorisch und sollte nicht einfach ungenutzt auf der Deponie landen.
Das Geld liegt doch wörtlich genommen auf der Straße – Laub muss ja sowieso entsorgt werden. Das Prinzip ist einfach: Laub (ausschließlich von städtischen Straßenbäumen) wird zerkleinert, getrocknet und zu Briketts/Pellets gepresst. Der Heizwert liegt bei ca. 5 Kw/h pro Kilo Laub-Brikett und entspricht einem Liter Heizöl. Für diesen Vorgang wird rund 15 % der gewonnenen Energie aufgewendet, so kommt es zu einem Gesamtwirkungsgrad von 85 %. Verkaufen will man die Briketts jedoch nicht, um evtl. einer Produkthaftung zu entgehen sondern nur zu Eigenenergieerzeugung verwenden (so wird mit einer installierten Anlage, BHKW, das Schwimmbad in Ibbenbbühren beheizt). Der ROI dabei beträgt grade nur 2,5 Jahre! Es entstehen bei der Herstellung der Briketts/Pellets keine Umweltbelastung oder Schadstoffe. Sie entsprechen der Schadstoffklasse LAGA Z0. Dirkes rechnete vor: Würden die 15 größten Städte in Deutschland diesem Vorbild folgen, so könnten insgesamt ca. 250 Mio Tonnen Heizöl eingespart werden - auch ein Schritt zu einer besseren Außenhandelsbilanz. Das Problem vieler Kommunen ist jedoch, dass sie nicht unternehmerisch aufgestellt sind.
Phosphor ist ein wertvolles aber auch gleichermaßen ein schädigendes Element. Prof. Dr. Stefan Gäth, Leiter der deutschen Phosphorplattform (DPP), Fraunhofer IWKS, Alzenau zeigte Strategien zur Sicherung des "Lebensmittels Phosphor“ auf. Alle Menschen und Tiere brauchen Phosphor, insges. rund 150 kg während des Lebenszyklus, und sie scheiden ca. 2 gr. pro Tag aus. Die natürlichen Förderstätten liegen hauptsächlich in Marokko und bergen zwar genügend Phosphor für die nächsten 250 Jahre, das Problem jedoch ist, dass die Konzentration in den Lagerstätten abnimmt und die Qualität schlechter wird. Die Industrie ist dringend auf dieses chemische Element angewiesen, nicht nur die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, sondern auch die Baustoff-,
Düngemittel- und Waschmittelindustrie sowie Halbleiter- und Leuchtstoffhersteller. Ziel der Plattform ist es daher, eine Informations- und Datenbankplattform für die Rückgewinnung von Phosphor auf zu bauen.
Kläranlagen sind nicht nur Orte, an denen viel Energie verbraucht wird, sondern auch Orte, an denen Energie erzeugt werden kann. Wie dies effizient umgesetzt kann, schilderte Dr. Emanuel Grün, Vorstand Emschergenossenschaft/Lippeverband, Essen in seinem Vortrag „Die energieautarke Kläranlage der Zukunft“. Bislang produziert die Emschergenossenschaft* rund 60 % des Energiebedarfs ihrer Kläranlagen direkt vor Ort. Im Zuge der Abwasserreinigung entsteht Klärschlamm. Bei dessen Behandlung in den eierförmigen Faulbehältern wiederum wird methanhaltiges Klärgas produziert – ein guter Energieträger. In Blockheizkraftwerken wird aus dem Gas Strom.
Die Eigenenergieproduktion auf Kläranlagen will die Emschergenossenschaft von derzeit rund 60 % auf über 100 % steigern – und damit nicht nur energieautarke Klärwerke ermöglichen, sondern darüber hinaus Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Dabei sollen auch die Potenziale von Windkraft-, Wasserkraft- und Solaranlagen berücksichtigt werden. Überschüssige Energie könnte mittels Elektrolyse als Wasserstoff zwischengespeichert werden. Auch hierfür ist ein gut funktionierendes Konzept erforderlich, das die Emschergenossenschaft gemeinsam mit ihren Partnern als Pilotvorhaben am Standort Bottrop entwickelt. In Bottrop wird heute schon in weiteren sogenannten Veredelungsstufen Bio-Erdgas sowie Wasserstoff gewonnen. Mit dem Bio-Erdgas betankt die Emschergenossenschaft bereits ihre hauseigene erdgasbetriebene Fahrzeugflotte, den Wasserstoff nutzen unter anderem zwei Kleinbusse der Vestischen Straßenbahnen GmbH als Antriebskraft. Im Rahmen der Klärschlammverbrennung entsteht schließlich Wärme, mit der die Betriebsanlage geheizt wird.
*
http://www.eglv.de/emschergenossenschaft
Unsere moderne Industriegesellschaft ist ohne den Einsatz von Seltenen Erden (SE) nicht mehr denkbar. "Seltene Erden, sind weder selten noch sind sie Erden, ihre Gewinnung ist jedoch schwierig", so Prof. Dr.-Ing Ralf Holzhauer von der Westfälischen Hochschule in dem letzten Vortrag des Workshops, „Recycling von komplexen Investitions- und Konsumgütern – Aussortieren Seltener Erden - Magnete aus Schrottgemischen". Aber SE zählen zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt und werden derzeit hauptsächlich in China abgebaut (ca. 93 % der weltweiten Förderstätten). Kein Handy, kein PC, kein Elektromobil oder Hybridauto, kein Flachbildschirm und kein Windrad kann ohne SE hergestellt werden. Allein in normalen KFZ sind ca.
1,5 kg SE verbaut. In E-Cars sind es bis zu 20 kg. SE werden vor allem in Hochleistungsmagneten eingesetzt, z. B. auch in Festplatten.
In der aktuellen Verwertungsstruktur gelangen diese Hochleistungsmagnete in den Kreislauf der Metallverwertung und werden zusammen mit dem Stahlschrott geschreddert, Hochöfen zugeführt und sind somit unwiederbringlich verloren. Bislang gibt es zwei Möglichkeiten der Aussortierung: per Hand oder Schreddern. Für ein effizientes Recycling wurde an der Hochschule ein Verfahren zur Aussortierung und Trennung der Magnete entwickelt. SE umfassende Dauermagnete weisen extrem hohe Feldstärken auf und haften daher untereinander und an anderen Materialien. Nach bisheriger Technik sind sie somit nicht aus einem Schrottgemisch als separate Fraktion trennbar. Holzhauer beschrieb ein neues Verfahren zur Aussonderung der Dauermagneten aus einem Schrott-Gemisch. Hierzu werden diese durch entsprechende thermische Behandlung zunächst teil-entmagnetisiert und anschließend in einem wechselnden Magnetfeld aufgetrennt. Durch dieses Verfahren wird eine Trennung entsprechender Magnete erreicht und eine weitere Nutzung der Rohstoffe ist möglich.

Im Anschluss des Workshops konnten in intensiven Gesprächen beim Networking und Imbiss die vorgetragenen Themen diskutiert werden. (zi)


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