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ENERGIE & ROHSTOFFE

Querschnitt durch ein Supraleiterkabel (zum Vergrößern anklicken)
Bilder RWE

03.11.2014, Essen

Positive Bilanz von Supraleiterkabel in Essen

AmpaCity ist ein richtungsweisendes Energiewende-Projekte und kann nach 180 Tagen eine positive Zwischenbilanz für den Supraleiterziehen. Auf einem Kilometer Länge ersetzt dieses weltweit längste 10.000-Volt-Supraleiterkabel eine herkömmliche 110.000-Volt-Leitung und transportiert dabei fünfmal so viel Strom wie ein herkömmliches Kupferkabel und das nahezu verlustfrei. "Das Supraleiterkabel habe die Erwartungen bei Weitem erfüllt", heißt es in einer Mitteilung der Projektpartner.

"Der Betrieb verläuft bisher reibungslos. Wir haben wertvolle technologische Erkenntnisse gesammelt, die uns dabei geholfen haben, das Gesamtsystem des Supraleiters weiter zu optimieren", sagte Dr. Joachim Schneider, Technikvorstand der RWE Deutschland. Zusammen mit seinen Projektpartnern, dem Kabelhersteller Nexans und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), lud der Energieversorger RWE in die Umspannanlage Herkules in Essen ein, die Technik von AmpaCity vor Ort zu besichtigen. Seit Inbetriebnahme am 30. April diesen Jahres hat das einen Kilometer lange Kabel rund 20 Millionen Kilowattstunden verteilt, was dem Anschluss von etwa 10.000 Essener Haushalten entspricht. Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) hatten das Projekt AmpaCity ermöglicht. So steuerte das BMWi 5,9 Millionen Euro zu den insgesamt 13,5 Millionen Euro Projektkosten bei, die RWE und seine Partner in das Vorhaben investierten.

Zogen eine positive Zwischenbilanz für den Supraleiter im Projekt AmpaCity (v. l. n. r.):
Reinhard Paß, Oberbürgermeister der Stadt Essen
Frank Schmidt, Geschäftsführer Nexans Super conductors GmbH
Uwe Beckmeyer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Dr. Joachim Schneider, Technikvorstand RWE Deutschland
Dr. Johannes Georg Bednorz, Nobelpreisträger für Physik
Prof. Dr. Mathias Noe, Institutsleiter am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Jürgen Reichardt, Leiter Regionalzentrum Ruhr-Niederrhein bei Westnetz,
Sebastian Ackermann, Leiter Unternehmenskommunikation RWE Deutschland


Nexans konstruierte neben dem Supraleiter auch einen supraleitenden Kurzschlussstrom-Begrenzer für den Testbetrieb. Das KIT hat den Feldversuch wissenschaftlich begleitet. Die Pilotstrecke für das etwa 15 Zentimeter starke Supraleiterkabel verläuft durch die Essener Innenstadt zwischen den Umspannanlagen Dellbrügge und Herkules. Durch den Einsatz der Technologie konnte die Zahl der Umspannanlagen in Essen reduziert und gleichzeitig eine Auslagerung an den Stadtrand erzielt werden.

Supraleiter unterscheiden sich durch eine Besonderheit von allen anderen elektrisch leitenden Materialien: Kühlt man sie unter eine bestimmte Temperatur ab, verlieren sie abrupt ihren elektrischen Widerstand und können dann Strommengen übertragen, die um ein Vielfaches höher sind als bei normalen Leitern der gleichen Größe. Die Hochtemperatur-Supraleitung und damit der Stromtransport bei minus 200 statt bei minus 270 Grad Celsius basiert auf den Forschungen von Professor Alex Müller und Dr. Johannes Georg Bednorz, die dafür im Jahr 1987 den Physik-Nobelpreis erhielten. Durch die Eigenschaften des supraleitenden Materials, einer besonderen Keramik, und dessen Kühlung auf minus 200 Grad Celsius wird das Kabel zu einem idealen elektrischen Leiter. Gekühlt wird das Kabel durch einen Stickstoffmantel.

Diese platzsparende und effiziente Innovationstechnologie könnte zu einem bedeutenden Baustein für die Energiewende speziell in Ballungsräumen werden.

Die technologischen Erkenntnisse des Projektes stoßen auch im In- und Ausland auf großes Interesse. So ließen sich Delegationen aus Frankreich, Ghana, den USA, China und Japan bereits die Technologie in Essen vor Ort erklären. (ag/zi)

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