Das Magazin für Innere und Äußere Sicherheit, Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Kritische Infrastrukturen
Home

ENERGIE & ROHSTOFFE


© Public Security

Karlsruhe, 28.11.2017

Fraunhofer ISI: Plug-in-Hybridfahrzeuge sind besser als ihr Ruf

Wissenschaftler des Fraunhofer ISI und des KIT haben die Fahrleistung von Batterie- und Plug-in-Hybridfahrzeugen in Deutschland und in den USA verglichen. Dabei haben sie herausgefunden, dass Plug-in-Hybride mit einer realen elektrischen Reichweite von etwa 60 Kilometern genauso viel elektrisch fahren wie reine Elektrofahrzeuge und damit ein genauso großes CO2-Reduktionspotenzial haben. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Zeitschrift „Scientific Reports“ publiziert.

Neben derzeit etwa 50.000 rein elektrischen Pkw sind auch ungefähr 40.000 Plug-in-Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, die eine Batterie mit einem klassischen Verbrennungsmotor kombinieren. Diese werden sowohl von Umweltverbänden als auch von politischen Entscheidern oft kritisch gesehen, da sie keine „echten“ Elektroautos sind und eine schlechtere Umweltbilanz haben sollen. Bisher gab es aber keinen systematischen empirischen Vergleich der elektrischen Fahrleistung von Batterie- und Hybridfahrzeugen.

Diese Forschungslücke haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und des Karlsruher Instituts für Technologie KIT jetzt geschlossen: Sie haben die Fahrleistung von 49.000 Batteriefahrzeugen und 73.000 Plug-In-Hybridfahrzeugen in Deutschland und in den USA verglichen. Die Daten dafür stammen aus Flottentests und von Autoherstellen sowie von Webseiten, die der Verwaltung und Überwachung des eigenen Fahrzeugs dienen.

Die Datenauswertung zeigt: Plug-in-Hybridfahrzeuge mit einer realen elektrischen Reichweite von etwa 60 Kilometern fahren genauso viel elektrisch wie reine Batteriefahrzeuge, nämlich bis zu 15.000 Kilometer pro Jahr. Deshalb ist ihr CO2-Reduktionspotenzial ebenso groß wie das von Elektroautos mit reinem Batterieantrieb. Somit sind Plug-in-Hybride eine gute Ergänzung zu reinen Batteriefahrzeugen, um die Treibhausgase zu reduzieren. Dies gilt vor allem dann, wenn sie mit Strom aus Erneuerbaren Energien geladen werden. Bezieht man noch ein, dass bei der Produktion der deutlich kleineren Batterien von Plug-in-Hybridfahrzeugen weniger CO2-Emissionen freigesetzt werden als bei der Produktion der größeren Batterien für Elektrofahrzeuge, haben sie laut der Studie sogar eine bessere CO2-Bilanz. Zudem können sie zur Verbreitung der Elektromobilität beitragen, da sie anders als reine Batteriefahrzeuge kein prinzipielles Problem der begrenzten Reichweite haben.

Dr. Patrick Plötz, Leiter der Studie am Fraunhofer ISI, betont: „Plug-in-Fahrzeuge sind eine gute Ergänzung zu Batteriefahrzeugen, um das Ziel der Treibhausgasreduktion zu erreichen. Sie wurden aufgrund fehlender empirischer Daten in der Vergangenheit oft zu kritisch gesehen. Wichtig ist aber, dass die Batterie mit einer realen elektrischen Reichweite von mehr als 50 Kilometern groß genug ausgelegt ist und zusätzlich die Dekarbonisierung des Stromsystems weiter vorangetrieben wird.“

Laut der Studie werden die abnehmenden CO2-Emissionen während der Batterieproduktion und die zunehmende Verbreitung von Schnellladesäulen diesen Vorteil jedoch in den kommenden Jahren immer mehr in Richtung der reinen Elektrofahrzeuge verschieben.

Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt als Open-Access-Artikel „CO2 Mitigation Potential of Plug-in Hybrid Electric Vehicles larger than expected” in der Zeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht. Die Studie entstand im Rahmen der „Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe“. In diesem Verbund führen das Fraunhofer ISI und regionale Forschungspartner Kompetenzen zusammen, um effiziente, intelligente und integrierte Lösungen für die Mobilität zu entwickeln. Weitere Informationen gibt es auf http://www.profilregion-ka.de.
(Quelle: Fraunhofer ISI)

Mittlere elektrische Jahresfahrleistung für verschiedene PHEV (grün) und BEV (rot) Modelle aus den USA (Vierecke) und Deutschland (Kreise). Die farbigen Flächen sind stichproben-gewichtete Glätter (95 % Konfidenzbänder).
© Fraunhofer ISI / Creative Commons Attribution Licence