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Bochum, 11.11.2020

Bochumer Forschungsprojekt KViAPOL

Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen

Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen ist bislang kaum empirisch untersucht, obwohl das Thema auch die öffentliche Debatte intensiv beschäftigt. Insbesondere zum Dunkelfeld und zu viktimologischen, also die Opferwerdung betreffenden Aspekten, liegen praktisch keine Erkenntnisse vor. Auch die Dynamik der Konfliktsituationen und ihre Aufarbeitung ist unzulänglich erforscht. Vor diesem Hintergrund untersucht das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt seit März 2018 rechtswidrige polizeiliche Gewaltanwendung aus der Perspektive der Opfer und im Kontext des polizeilichen Bearbeitungsprozesses. Im Fokus stehen dabei Viktimisierungsprozesse, das Anzeigeverhalten und die Dunkelfeldstruktur.

Im ersten Teil des Projekts hat das Forschungsteam eine quantitative Opferbefragung durchgeführt, die erstmals eine systematische Erhebung von Daten zu Betroffenen rechtswidriger polizeilicher Gewaltausübung leistet. Die Erhebung mittels Online-Fragebogen wurde im Januar 2019 abgeschlossen. Zu den ersten Ergebnissen der Befragung wurde bereits ein Zwischenbericht veröffentlicht. Im zweiten Teil des Projekts wurden bis Januar 2020 insgesamt 63 qualitative Interviews mit Polizist*innen, Staatsanwält*innen, Anwält*innen, Vertreter*innen von Opferberatungsstellen und weiteren Expert*innen geführt, um die Ergebnisse der quantitativen Erhebung zu vertiefen und zu ergänzen.

Am 11. November 2020 hat das Projektteam einen zweiten Zwischenbericht mit dem Titel „Rassismus und Diskriminierungserfahrungen im Kontext polizeilicher Gewaltausübung“ veröffentlicht, der hier heruntergeladen werden kann. Zusätzlich wurde zusammen mit dem Mediendienst Integration eine Expertise erstellt, die die wichtigsten Ergebnisse des Berichts zusammenfasst. Den Auswertungen für den zweiten Zwischenbericht liegen sowohl die quantitativen als auch die qualitativen Daten zugrunde – in der Betroffenenbefragung wurden Diskriminierungserfahrungen im Kontext von als rechtswidrig wahrgenommener polizeilicher Gewaltanwendung erhoben und auch in Interviews mit Personen aus Polizei und Zivilgesellschaft wurden Rassismus und Diskriminierung thematisiert.

Das Projekt läuft noch bis Ende Januar 2021, im Anschluss folgt der abschließende Bericht. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen empirisch fundierte Aussagen über Fehlverhalten bei polizeilicher Gewaltausübung und liefern erstmals differenzierte und belastbare Daten zu Viktimisierungsrisiken, Aufarbeitung, Dunkelfeld und Anzeigeverhalten in diesem Deliktsbereich.

Der zweite Zwischenbericht des Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“ (KviAPol) der Ruhr-Universität Bochum kann hier heruntergeladen werden:

https://kviapol.rub.de/index.php/inhalte/zweiter-zwischenbericht