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Der Vorstandsvorsitzende des DRZ-Trägervereins, Dirk Aschenbrenner befrüßte die zahlreichen Besucher, gab einen Überblick über das DRZ und das DRZ-Living Lab

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Auch die GSW mit GSW-Mitglied Herrn Barney Haberink, C4I und Herrn Hanswilm Rodewald (GSW-Geschäfdtsführer) war auf der Veranstaltung vertreten

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Dortmund, 01.10.2021

DRZ-Living Lab: Alle(s) unter einem Dach
Test- und Innovationslabor für Rettungsrobotik eröffnet – „Nur so voneinander lernen“

Das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum (DRZ) im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh hat am Freitag (1. Oktober) sein Test- und Innovationslabor feierlich eröffnet. Das sogenannte „Living Lab“ gilt als Herzstück der Einrichtung. Anwender, Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten dort in engem Austausch erstmals unter einem Dach zusammen, um innovative Technologien zur Optimierung von Rettungseinsätzen zu entwickeln. Das Living Lab besteht aus einer 1.300m² großen Versuchshalle. Daran angeschlossen bietet ein 1.500m² großes Außengelände vielfältige Möglichkeiten zur Erprobung der Rettungsroboter.

Feierliche Eröffnung (v.l. Dr. Serge Röhrig VDI TZ, Dezernent Norbert Dahmen – Stadt Do, Dirk Aschenbrenner – Vorstand DRZ e.V., Robert Grafe – GF DRZ e.V., Andreas Walburg – Schornsteinfeger) © Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.

In einer Videobotschaft sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Mit Ihrem Living Lab schlagen Sie eine Brücke von der Forschung in die Anwendung für einen leistungsfähigen Katastrophenschutz.“ Zugleich betonte sie, es sei notwendig, auf Naturkatastrophen ebenso wie auf Pandemien und andere Ereignisse solcher Art besser vorbereitet zu sein. Im Falle eines Falles müsse immer völlig klar sein, was zu tun sei. „Dazu müssen wir uns schon im Vorfeld über die Katastrophenrisiken klar werden, sie in all ihren Facetten vernünftig analysieren, die Basis für eine gute Krisenkommunikation legen und alles zur Verfügung haben, was Einsatzkräfte vor Ort brauchen“, so Anja Karliczek weiter. Das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum spiele dabei eine zentrale Rolle.

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Zunehmend auf robotische Systeme angewiesen

Der Vorstandsvorsitzende des DRZ-Trägervereins, Dirk Aschenbrenner, hob in seinen Begrüßungsworten hervor: „Unser Living Lab wird helfen, robotische Systeme für den Einsatz auch in schwierigen und gefährlichen Situationen nutzbar zu machen.“ Neue Technologien brauchten Test- und Versuchsmöglichkeiten wie unser Living Lab mehr denn je –   nur so können wir voneinander lernen, sagte Aschenbrenner, der auch Leiter der Dortmunder Feuerwehr ist. Zur Beherrschung immer komplexerer und gefährlicherer Schadenslagen seien Rettungskräfte zunehmend auf die Unterstützung durch robotische und digitale Systeme angewiesen. Um die relevanten Fähigkeitslücken zu schließen, seien deshalb Anwender, Wissenschaftler und Hersteller von der Bedarfserhebung bis zur Implementierung zusammenzuführen und am Prozess zu beteiligen.

„Neben einer Entwicklungsexzellenz bedarf es einer Transferexzellenz, um die Systeme schneller in die Anwendung zu bringen. Das Living Lab und der Aufbau realer Einsatzkapazitäten sind zwei Vorzeigebausteine dafür“, betonte Aschenbrenner. Notwendig sei es, „den Markt der Gefahrenabwehr durch entsprechende Normierung, Standardisierung und Qualifizierung sowie finanzielle Förderung auf eine schnelle Verbreitung robotischer und digitaler Systeme vorzubereiten und einzustellen.

“Oskar von Stryk, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Professor an der Technischen Universität in Darmstadt, beschrieb in seinem Festvortrag die herausragenden Vorteile der Roboter: „Sie ermöglichen den Rettungskräften, aus sicherer Distanz Sehen, Hören, Riechen und informative Lagebilder zu erstellen.

Sie ermöglichen auch aus der Ferne einzugreifen, um Gefahrenlagen zu entschärfen, zum Beispiel durch das Schließen von Lecks.“ von Stryk wies zugleich darauf hin, dass Roboter nicht alleine und unabhängig retten.

Zusätzliche Fähigkeiten für Einsatzkräfte

„Sie bringen vielmehr wesentliche zusätzliche Fähigkeiten zur Unterstützung der Einsatzkräfte mit“, so der Wissenschaftler. „In der ‚Industrie 4.0‘ sind Künstliche Intelligenz und Robotik bereits stark auf dem Vormarsch, warum eigentlich noch nicht bei Feuerwehren und zivilen Einsatzkräften?“ Als Gründe nannte er neben den unterschiedlichen Anwendungsbedingungen ebenso wie die Tatsache, dass Rettungsrobotik kein typischer kommerzieller industrieller Markt sei, sondern ein weitgehend hoheitlicher Bereich.

„Zur Überwindung dieser Herausforderungen haben wir mit wesentlicher Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum gegründet“, sagte von Stryk. Das Living Lab sei das sichtbare Herzstück des DRZ.

Zur Einweihung eine realitätsnahe Übung

Wie die Arbeit von Rettungsrobotern in der Praxis aussehen kann, bekamen die Eröffnungsgäste realitätsnah während einer Übung demonstriert. Als Szenario diente ein nachgebautes, teileingestürztes Gebäude mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss. Dort mussten Roboter die mit Trümmerteilen übersäte Bodenstruktur erkennen und zur Erkundung überwinden. Dabei wurde angenommen, dass zwei Menschen vermisst seien. Da das Gebäude als weiterhin einsturzgefährdet galt, durfte es nicht von Einsatzkräften betreten werden. Stattdessen wurde es mit robotischen System abgesucht. Bei der Anfahrt ins erste Obergeschoss mussten die Bodenroboter kleinere Trümmer beseitigen, um den Weg befahrbar zu machen.

© Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.

„Unser Ziel ist es, möglichst viele denkbare Szenarien simulieren zu können“, erläuterte DRZ-Geschäftsführer Robert Grafe. „Das beginnt, wie in unserem Beispiel gezeigt, mit dem Öffnen einer Tür und geht weiter mit der Arbeit unter eingeschränkten Sichtbedingungen durch Einsatz einer Nebelmaschine. Auch ein Stromausfall kann dargestellt werden. Und immer geht es um das Überwinden von Hindernissen.

Der Vorstandsvorsitzende des DRZ-Trägervereins, Dirk Aschenbrenner und DRZ-Geschäftsführer Robert Grafe können stolz auf ihre Aufbauarbeit sein.
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Schulungszentrum im Aufbau

Auch der Ausbau des Außengeländes schreitet nach Grafes Worten immer weiter voran. Außerdem nehme der Aufbau des Schulungszentrums immer mehr Form an. „Unser Hallenmeister hat hierfür in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Schulungszentrums einen vielseitig einsetzbaren UAV-Pilot-Skills-Parcours für die Ausbildung und das Training von Drohnenpiloten entwickelt“, so der Geschäftsführer. „Das DRZ Living Lab bietet somit eine einzigartige Kombination an Trainingsmöglichkeiten für Roboter und Drohnen.

© Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.

“Das Verbundprojekt zum Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik Zentrums (A-DRZ) in Dortmund wurde vor drei Jahren mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gestartet. 13 namhafte Partner haben sich darin zusammengeschlossen. Koordiniert wird das Projekt vom Institut für Feuerwehr-  und Rettungstechnologie (IFR) der Feuerwehr Dortmund. Als Trägerorganisation wurde der gemeinnützige Verein Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V. (DRZ e.V.) gegründet, dessen Mitgliedschaft jeder an Rettungsrobotik interessierten Einrichtung offensteht.

Das Projekt

Mit dem Deutschen Rettungsrobotik-Zentrum entsteht in Dortmund ein Kompetenzzentrum, in dem mobile Robotersysteme für die zivile Gefahrenabwehr in einem sogenannten „Living Lab“ erforscht und entwickelt werden. Eine Besonderheit des Test- und Innovationslabors sind die angeschlossenen, innen und auβen liegenden Versuchsflächen. Hier werden die Systeme gemeinsam mit Anwendern auf ihre Einsatztauglichkeit in verschiedenen Szenarien erprobt.

Den Ausschlag für die Schaffung des Kompetenzzentrums hat die gesteigerte Komplexität der Herausforderungen gegeben, mit denen die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) täglich bei der Bewältigung ihrer Aufgaben konfrontiert werden. Trotz guter Ausbildung, ausgereifter taktischer Konzepte und zuverlässiger Schutzausrüstung werden jedes Jahr weltweit zahlreiche Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit verletzt oder getötet. Mit fortschreitender technischer Entwicklung ist jedoch absehbar, dass mobile Robotersysteme künftig zunehmend Aufgaben übernehmen können, um die Einsatzabwicklung effektiver und sicherer für Einsatzkräfte, gefährdete Menschen und andere Schutzgüter zu gestalten.

Gefördert wird das zunächst auf vier Jahre angelegte Projekt vom Bundesministerium für Bildungund Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderbekanntmachung „Zivile Sicherheit –Innovationslabore/Kompetenzzentren für Robotersysteme in menschenfeindlichen Umgebungen“ (Förderkennzeichen 13N14852 bis 13N14863) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit 2012 bis 2017“ der Bundesregierung. Getragen wird es von dem interdisziplinär und namenhaft zusammengesetzten Verbund, bestehend aus Anwendern, Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Langfristiges Ziel ist es, über die Initiierungs- bzw. Förderphase hinaus, ein wissenschaftlich-orientiertes Kompetenzzentrum zu etablieren, das mit seinen Partnern innovative Entwicklungen vorantreibt. Auf diese Weise soll immer leistungsfähigere Robotik-Technologie für Rettungskräfte am Markt verfügbar werden.

Koordiniert wird der Forschungsverbund vom Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie der Feuerwehr Dortmund. Die Besonderheit des Projektes liegt in seiner Struktur und nachhaltigen Ausrichtung: Durch den bereits von den Projektpartnern als Trägerorganisation gegründeten Verein „Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.“ (DRZ e.V.) wird das Kompetenzzentrum aufgebaut, betrieben und nach einer möglichen weiteren Förderphase, langfristig weiterbestehen und kontinuierlich ausgebaut.

Die Partner

Die Feuerwehr Dortmund – als Verbundkoordinator – wird durch das Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) vertreten, das seit 2001 im Bereich der zivilen Sicherheit zur Verbesserung der Technologie und der Konzepte im Feuerwehrwesen und des Katastrophenschutzes forscht.

Der Lehrstuhl für Kommunikationsnetze der Technischen Universität Dortmund erforscht seit 2005 zuverlässige Kommunikationsnetze und -dienste für sogenannte Cyber-Physikalische Systeme (CPS), insbesondere auch im Bereich der zivilen Sicherheitsforschung.

Die Fachhochschule Dortmund ist mit den beiden Fachbereichen Informatik und Maschinenbau sowie dem „Institut für die Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten“ beteiligt.

Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme gehört zu den führenden Einrichtungen für angewandte Forschung im Bereich der Datenanalyse und Wissenserschlieβung.

Das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie, Abteilung Kognitive Mobile Systeme, zählt zu den führenden Einrichtungen im Bereich der Sicherheitsforschung. Es befasst sich seit über 25 Jahren u.a. mit unbemannten mobilen Systemen.

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung in Deutschland.

An der der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Informatik, forscht und lehrt die Arbeitsgruppe Autonome Intelligente Systeme auf den Gebieten Kognitive Robotik, Computer Vision und Maschinelles Lernen.

Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb) ist das moderne Expertennetzwerk für Schutz, Rettung und Sicherheit. Für ein sicheres Leben setzt sich die vfdb richtungsweisend mit aktuellen und zukunftsorientierten Sicherheitsfragen auseinander.

Minimax Viking: Als weltweit führender Brandschutzanbieter sind die Forschungsschwerpunkte des Unternehmens Brandfrühesterkennung, Branderkennung und Löschsysteme und verfügt über das entsprechende Knowhow bei der Produktprüfung und Zertifizierung.

Die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen wird durch das Lehr-  und Forschungsgebiet Autonome Systeme von Prof. Dr.-Ing. Hartmut Surmann vertreten, das seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs an Rettungsrobotern forscht.

Die Technische Universität Darmstadt bringt über das Fachgebiet Simulation, Systemoptimierung und Robotik umfangreiche Expertise zu intelligenten (teil-)autonomen Robotersystemen in menschenfeindlichen Umgebungen ein.

Die Universität zu Lübeck wird durch das Institut für Robotik und Kognitive Systeme vertreten, das seit dem Jahr 2001 schwerpunktmäβig intelligente Robotersysteme für den medizintechnischen Einsatz entwickelt.

Im Unterauftrag:  Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. Mit Standorten in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln und Stuttgart – bildet sie seit 1990 Nachwuchskräfte für die globale Wirtschaft aus.

Assoziierte Partner

Anwender:
Institut der Feuerwehr NRW, Bundesamt für Strahlenschutz, @fire´, BAM, Polizei Berlin

Forschung
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Deutsches Institut für Virtual Reality, Virtual Dimension Center, Fraunhofer FR, CNNop-Pib.

Weiterführende Links

DRZ_Broschüre_final_online.pdf >>>

Die-Roboter.pdf >>>

(Quelle: DRZ – Das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum)